Der Kultur- und Heimatverein der Burg zu Hagen besteht seit mittlerweile 30 Jahren; er ging aus einer Fusion des Heimatvereins mit dem 1978 gegründeten Burgverein hervor. Ein Rückblick.
Hagen. Der Schauspieler Will Quadflieg war zu Gast, der Schriftsteller Walter Kempowski ebenfalls. In jüngster Zeit zählte die Auslandskorrespondentin Antonia Rados genauso zu den Gästen wie der Schauspieler und Musiker Stefan Jürgens oder der Musiker und Autor Sebastian Krumbiegel: Viele große und bekannte Namen waren in den vergangenen 30 Jahren in den Programmheften der Burg zu Hagen zu finden. Das kulturelle Angebot mit Konzerten, Lesungen, Kabarett, Theater und Ausstellungen hat sich als ein Garant für hochwertige Unterhaltung etabliert.
Dass es dieses Angebot überhaupt gibt, ist letztlich einer Bürgerinitiative zu verdanken: „Der damalige Burgverein wurde 1978 gegründet, hatte anfangs etwa 100 Mitglieder und ging aus einer Bürgerinitiative hervor: Es ging uns darum, die Burg zu erhalten“, erinnert sich Jutta Siegmeyer. Schon bald nach der Gründung des Vereins übernahm sie den Vorsitz und lenkte dessen Geschicke fast 25 Jahre lang – gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Ursula Koop und weiteren Mitstreitern.
Die vor gut 800 Jahren erbaute Burg war in einem schlechten Zustand, als die Samtgemeinde Hagen sie 1978 für rund 150 000 Mark vom Land Niedersachsen übernahm. Es wurde ernsthaft darüber diskutiert, ob sie erhaltenswert sei, ob man eine Klinik daraus machen oder nach dem Abriss Bauland anbieten sollte. „Wir sind 1979 mit Veranstaltungen angefangen, immer mit dem Ziel, das wertvolle historische Gebäude in den Mittelpunkt zu rücken“, erzählt Jutta Siegmeyer. So habe man schon damals Pfingstfeste und Weihnachtsmärkte auf dem Außengelände organisiert, aber auch andere Räume im Ort genutzt wie etwa das Gemeindehaus oder das Hotel „Auf dem Keller“.
Die Entscheidung über das Fortbestehen der Burg sei hin- und her gegangen: „Mal gab es Hoffnung, dann wieder einen Rückschlag“, so Jutta Siegmeyer. Es habe in jener Zeit viele Unterstützer gegeben: Vereine aus der Umgebung, aber auch aus Bremen, da der Bremer Erzbischof Hartwig II. den Vorgänger der heutigen Burg um 1200 herum erbauen ließ.
Als das Land Niedersachsen ein Förderprogramm zur Restaurierung historischer Gebäude im ländlichen Raum aufgelegt habe, und nachdem aus diesem Fonds eine Million D-Mark geflossen sei, war der Grundstock für die Rettung der Burg gelegt. „Die ganzen Bauuntersuchungen und die Restaurierung haben fünf Millionen gekostet“, weiß Jutta Siegmeyer, die sich noch gut an die Unterstützung durch den damaligen Oberkreisdirektor Jürgen Prieß erinnern kann; dieser unterschrieb dann auch den Kaufvertrag zur Übernahme der Burg in die bis heute bestehende Trägerschaft des Landkreises Cuxhaven.
1988 war die Burg fertiggestellt, der Verein Burg zu Hagen im Bremischen schloss sich mit dem Heimatverein Hagen zum Kultur- und Heimatverein zusammen – oder, wie er offiziell heißt, „Burg zu Hagen im Bremischen e. V. – Kultur- und Heimatverein“. Schlagartig habe man 250 Mitglieder gehabt, erzählt Siegmeyer, der 2012 – ebenso wie Ursula Koop – für jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit das Ehrenzeichen des Landkreises in Silber verliehen wurde. In den Räumen der Burg ist Siegmeyer immer noch häufig anzutreffen; so kümmert sie sich in der Geschichtswerkstatt um das Transkribieren, also Übersetzen, alter Texte und ist als Ortsheimatpflegerin aktiv.
Aufgeschlossen und traditionsbewusst
Ihre Nachfolgerin als erste Vorsitzende wurde Stephanie Allmers-Stoessel, die nun auch schon im sechsten Jahr in diesem Ehrenamt tätig ist. Sie sagt, sie folge mit ihrem insgesamt achtköpfigen Vorstandsteam folgender Philosophie: „Wir sind mutig, neugierig und kreativ, legen aber auch viel Wert auf Tradition, die wir nicht vergessen wollen.“ Bewährt hat sich die Burg auch als Außenstelle des Standesamts: Sie beherbergt das von den Gemeinden Hagen im Bremischen und Beverstedt genutzte Trauzimmer. Der Gewölbekeller wird sonntags zum Treffpunkt bei Kaffee und Kuchen, der Landfrauenverein Bramstedt und Umgebung betreibt dort das Burg-Café.
Einige Neuerungen wurden in den letzten Jahren eingeführt, dazu gehören die Clubkonzerte, die Veranstaltungsform „Burg on Tour“, die Buchreihe „Burgedition“ und die Ausstellungsreihe „Burgomenta“. „Wir haben zudem einige Projekte ins Leben gerufen, bei denen wir sehr erfolgreich in der Umsetzung sind“, freut sich Allmers-Stoessel über die Früchte der gemeinsamen Arbeit. So solle nun die Zufahrt zur Burg, die Burgallee, saniert werden und mittels moderner Technik eine historische Zeitreise an sogneannten Mediensäulen möglich werden. Die Mittel sind durch eine Leader-Förderung und die Kofinanzierung durch die Gemeinde und weitere Unterstützer bereits eingeworben, 200 000 Euro kostet das Projekt. „Wir hoffen auf eine Umsetzung in 2019/20“, freut sich Stephanie Allmers-Stoessel über diesen Erfolg.
Erfolgreich war auch der Antrag auf einen Lift, der den Besuch der Burg barrierefrei machen soll. Dazu laufe der Bauantrag, die Haushaltsmittel seien bewilligt. „Geplant ist, den gläsernen Lift noch im Winter 2018 einzubauen“, berichtet die Vorsitzende, die sich auch über steigende Mitgliederzahlen freuen kann. Dies sei nicht zuletzt auf eine erfolgreiche Mitgliederwerbung zurückzuführen.
Zudem wureden der mediale Auftritt des Vereins vereinheitlicht, eine neue Gestaltungslinie entwickelt und die Internetseite überarbeitet. „Unser „Burg-Rot“ taucht immer wieder auf; wir setzen auf Qualität, die Wiedererkennung ist uns wichtig“, so die Vorsitzende. Auf Qualität legen die Verantwortlichen auch nach wie vor bei ihren kulturellen Angeboten viel Wert. Das aktuelle Programm und weitere Informationen sind im Internet unter www.burg-zu-hagen.de zu finden. Partner, Förderer und Sponsoren hatte der Verein anlässlich der erfolgreichen 30-jährigen Kulturarbeit zu einer Jazz-Matinee eingeladen. Zu einem öffentlichen Jubiläumskonzert war das Alliage-Quintett zu Gast.
Quelle: OSTERHOLZER KREISBLATT vom 13. Juli 2018 (Andrea Grotheer)