Vierhändige Völkerverständigung – Benefiz-Konzert in der Burg zu Hagen

Das russisch-ukrainische Klavierduo Cherepanov spielt Benefizkonzert in der Burg zu Hagen

Alexandra und Evgeny Cherepanov spielten in der Burg zu Hagen ein Benefiz-Konzert zugunsten der Ukraine-Hilfe. – Foto: Andrea Grotheer

Hagen. Von Frankreich über Tschechien und Argentinien nach Deutschland: Das Klavierduo Cherepanov nahm die Konzertgäste in der Hagener Burg mit auf eine kleine Reise. Mit Werken von Debussy, Dvořák, Piazzolla und Brahms ging es durch die Welt der Musik. Emotional wurde es bei einem musikalischen Halt in der Ukraine.

Der Kultur- und Heimatverein der Burg zu Hagen hatte zu dem Benefiz-Konzert eingeladen, um einen Beitrag zur Ukraine-Hilfe zu leisten. „Wir tragen das Wort Heimat in unserem Namen und sehen auch das als unsere Aufgabe“, sagte Vereinsvorsitzende Stephanie Allmers-Stoessel. Unterstützung gab es von vielen Seiten: Nicht nur die Künstler verzichteten auf ihre Gage. Werbung gab es kostenlos vom Druckhaus Wüst aus Driftsethe und der Firma Rasch-Werbung aus Hagen, auch Klavierstimmer Frank Mohr verzichtete auf einen Teil seiner Bezahlung. Die Gäste konnten einen Betrag ihrer Wahl in einem Spendenglas deponieren.

Direkter Kontakt nach Kiew
Das Duo Cherepanov – bestehend aus Evgeny Cherepanov, einem aus dem Ural stammenden gebürtigen Russen, und Alexandra Cherepanova, Ukrainerin aus Kiew, – lebt in Bremen. Schon als Student kam Evgeny Cherepanov nach Deutschland: „Ich habe mittlerweile mehr Zeit in Deutschland als in Russland verbracht und vor drei Jahren meine russische Staatsbürgerschaft abgelegt“, berichtete der Musiker. In den vergangenen Wochen hätte sich vieles im Leben des Ehepaars geändert: „Verwandte aus Kiew und auch Freundinnen mit Kindern sind in Bremen angekommen, wir haben viel zu tun mit der Betreuung, aber auch mit Benefizkonzerten.“ Über eine Freundin in Kiew, die Ärztin sei, hätten sie direkten Kontakt zu Krankenhäusern vor Ort: „Geld braucht man dort an sich nicht, aber bestimmte Medikamente.“ Das musikalische Programm begeisterte mit seiner Vielfalt: Mal kraftvoll, mal heiter, mal leidenschaftlich, mal melancholisch ging es – zumeist vierhändig – durch die Welt der Klaviermusik, zu jedem Stück gab es eine kurze Einführung von Evgeny Cherepanov.

Bevor Alexandra Cherepanova das Stück „Melodie“ von Miroslav Skoryk, einem 2020 verstorbenen ukrainischen Komponisten spielte, erzählte sie aus ihrer Heimat. „Mein Herz gehört zu meinem Land. Ich danke allen für ihre Unterstützung. Das ist wichtig für uns in dieser schrecklichen Zeit.“ In einer emotionalen Rede beschrieb sie die Gräueltaten des Krieges, sprach von Bomben, die in Kindergärten fallen, Raketen, die in Wohnungen landen und Frauen, die in verschimmelten Kellern ihre Kinder zur Welt bringen müssen, um dann gemeinsam zu sterben.

„Hunderte Leute liegen bei uns auf der Straße“, beschrieb sie. Auf Spielplätzen sollten Menschen aus Mangel an anderen Möglichkeiten begraben werden. „Kinder sterben, weil sie nichts zu essen haben – es ist ein terroristischer Akt, ein Genozid an meinem Volk“, klagte sie, sichtlich bewegt, an. Mit „Der Wind vom Westen“ von Bogdana Pratsuk spielte das Duo zum Abschluss ein Stück einer ukrainischen Komponistin, deren komplettes Werk sie per E-Mail erhalten hätten. „In der Hoffnung, dass ihre Stücke überleben“, wie Evgeny Cherepanov sagte. Mit stehendem Beifall wurde das Pianisten-Paar von den gut 30 Konzertgästen verabschiedet.

Im Rahmen des Konzerts kamen Spenden in Höhe von 800 Euro zusammen, die der Kultur- und Heimatverein auf 1000 Euro aufstockte und dem Musiker-Paar zur Weiterleitung an ausgesuchte Hilfsorganisationen in der Ukraine übergab. Spenden sind weiterhin möglich auf eines der Konten des Kultur- und Heimatvereins unter der Nennung des Stichworts „Ukraine-Hilfe“.

Quelle: OSTERHOLZER KREISBLATT vom 6. April 2022 – Text und Foto: Andrea Grotheer

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